Lasst uns einmal träumen: Wir schreiben das Jahr 2100. Zum Glück hat die Menschheit auf DICH gehört. Deswegen ist alles gut gegangen, wir haben den Klimawandel in den Griff bekommen!
Frage 1: Wie wohnen wir?
a) Ich lebe in einem schönen Passiv-Einfamilienhaus mit Photovoltaikanlage auf dem Dach. Dank meiner Wärmepumpe hab ich es im Winter schön warm und im Sommer kühl!
b) Der Bürgerrat „Klima, Wohnen und Gesellschaft“ hat entschieden, dass das Zusammenleben in ökologischen Kollektivbauten nicht nur das Klima, sondern auch die soziale Zufriedenheit fördert.
c) Wir leben als Kommune auf einem alten Bauernhof. Dank einer gemeinschaftlich angeschafften Batterie und einer Windanlage haben wir meistens für das tägliche Leben genug Strom. Und unser Permakulturgarten versorgt uns das ganze Jahr über mit saisonalem Gemüse!
d) Durch die bodentiefe Fensterfront meiner Wohnung im 35 Stock eines Wolkenkratzers kann ich weit über den Stadtrand hinaus blicken. Ich sehe die glänzenden Gewächshäuser und das dichte Grün der Naturschutzgebiete, die meine Metropole umschließen.
Frage 2: Es ist ein Feiertag! Was essen wir?
a) Heute will ich meine Familie überraschen: Es gibt schöne Rinderfilets vom lokalen Biobauern! Dazu biodynamische Süßkartoffelpommes mit einer Kräutermischung, die von Ureinwohnern handgemischt wurde. Und Biorotwein aus Südafrika.
b) Die Wissenschaft hat festgestellt, dass Menschen mit meiner körperlichen Aktivität nicht mehr als 2500 kCal benötigen und man sehr gut vegan leben kann. Darum koche ich, was meine Nahrungsmarken hergeben und organisiere uns noch eine schöne Flasche Wein über einen Bekannten.
c) Das ganze Dorf kommt zusammen und jeder bringt mit was er so hat. Zusammen wird es ein riesiges Festmahl. Und ein Nachbar hat sogar ein paar Flaschen Wein aus dem Ausland mitgebracht.
d) Die Vorstellung, dass man früher Tiere gegessen hat, erscheint absurd. Man kann doch jegliches Fleisch effizient und ohne Tierleid in Bioreaktoren heranwachsen lassen. Also natürlich gibt es Steaks! Die Beilagen kommen aus dem neu eröffneten aeroponischen Farmhochhaus nebenan.
Frage 3: Endlich Urlaub! Was machen wir?
a) Wir fliegen mit einem E-Fuel betriebenen Flugzeug nach Bali, dort soll es noch ein Stück unberührte Natur geben! Auf dem Flug blicken wir beeindruckt auf die Photovoltaikfarmen herunter, die sich über die gesamte arabische Halbinsel erstrecken. Wir Menschen sind wirklich eins mit der Natur geworden.
b) Die planetären Grenzen erlauben zwei Fernreisen mit der Bahn pro Jahr, sagt die Führungsriege in unserer Kriegswirtschaft. Dieses Jahr soll es also mit der Familie an die Nordsee gehen.
c) Eine lokale Initiative hat einen Innereuropäischen Austausch organisiert. Wir steigen in einen elektronisch betriebenen Reisebus um einige Monate in einem kleinen Dorf in den Karpaten zu verbringen.
d) Dank der weltweiten Vernetzung der Metropolregionen mit Hochgeschwindigkeitszügen können wir in wenigen Stunden an die Küste Kanadas reisen. Hier wurden in einem Wildpark prähistorische Tiere geklont und ausgewildert. Vielleicht können wir ja einen Säbelzahntiger beobachten.
Frage 4: Wie arbeiten wir?
a) Die günstige erneuerbare Energien und der Markt für effiziente Technologien haben zu einem neuen Wirtschaftswunder geführt. Es herrscht Vollbeschäftigung, Homeoffice und 4-Tage Woche sind Standard.
b) Der Bürgerrat „Klima und Arbeit“ hat entschieden, dass jeder ein „bedingtes Grundeinkommen“ bekommt: Es kann durch Arbeit in staatlichen „sozial-ökologischen Arbeitsplätzen“ verdient werden. Morgens drängen sich die Soziöko-Arbeiter in die Straßenbahn und fahren in Richtung der Biobauernhöfe, wo sie für Aushilfstätigkeiten eingesetzt werden.
c) Jeder arbeitet was er möchte und ist freiwillig bereit, sein Bestes für die Gemeinschaft zu geben. Das reicht, dass unsere kleine Kommune über die Runden kommt. Seit wir den Kapitalismus überwunden haben, ist jeder glücklich und zufrieden.
d) Durch eine Reihe technischer Innovationen im Bereich Kern- und Fusionskraft ist nahezu unendlich Energie vorhanden. Das hat eine eine wirtschaftliche und gesellschaftliche industrielle Revolution ausgelöst. Die meisten Menschen arbeiten heutzutage in Serviceberufen, seit viele einfache Tätigkeiten durch Roboter ersetzt wurden.
Auswertung:
Zähle nun, wie oft du a), b), c) oder d) gewählt hast!
Dein am häufigsten gewählter Buchstabe zeigt dir, bei welcher politischen Denkrichtung du Menschen mit den gleichen Ideen für die Zukunft findest:
a) Green Growth, oder auch der „New Green Deal“
Anhänger dieser Denkrichtung glauben, dass man Wirtschaftswachstum von negativen Umweltauswirkungen entkoppeln kann. Die Wirtschaft soll also „Grün“ und „Nachhaltig“ weiterwachsen. Dazu werden bestehende Technologien durch umweltschonende Alternativen ersetzt – Kohlekraftwerke durch Erneuerbare Energien, Ölheizungen durch Wärmepumpen und Autos mit Verbrennermotoren durch Elektroautos. Durch die Produktion sowie die höhere Effizienz der umweltschonenden Alternativen soll es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung und damit verbundenem Wohlstand kommen.
b) Degrowth
Anhänger dieser Denkrichtung glauben, dass jede Hoffnung auf neue Technik oder „grünes Wachstum“ fehlgeleitet seien. Nur ein kontrolliertes Schrumpfen der Wirtschaft um 30 bis 50 Prozent könne uns retten [1]. Dazu sind drastische Maßnahmen erforderlich [2]. Danach soll die Gesellschaft hart an planetaren Grenzen ausgerichtet werden.
c) Solarpunk
Solarpunk ist eher eine künstlerische Stilrichtung als eine konkrete politische Philosophie. Es ist ein Sammelbecken von Utopien einer grünen Zukunft nach Abschaffung des Kapitalismus.
Anhänger dieser Denkrichtung streben eine eine optimistische, post-hierarchische, post-imperiale, post-kapitalistische Welt an, in der es an nichts fehlt. Die Menschheit soll ein Teil der Natur werden und erneuerbare Energien die fossilen Brennstoffe ersetzen. Die Zukunft soll von Einfallsreichtum, Unabhängigkeit und Gemeinschaft gekennzeichnet sein [3].
d) Ecomodernism
Anhänger dieser Denkrichtung streben die Enkoppelung des menschlichen Wohlstandes von negativen Umweltauswirkungen an. Hierzu sollen ideologiefrei und pragmatisch Technologien und Innovationen ausgewählt werden.
Menschliche Aktivitäten sollen konzentriert werden: Dichte Städte, effiziente Landwirtschaft und möglichst konzentrierte Energieerzeugung (z.B. durch Kernkraft). Das nicht mehr für menschliche Bedürfnisse benötigte Land soll „der Natur zurückgegeben werden“. Eine Welt im Stil des Ecomodernism ist geprägt von endloser, wieder unberührter Natur, sowie konzentrierter menschlicher Ballungsgebiete.
Quellen:
[1] https://www.deutschlandfunkkultur.de/ende-kapitalismus-klimakrise-herrmann-100.html
[3] https://www.re-des.org/a-solarpunk-manifesto/
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