Bei der Lösung der Klimakrise ist der Weg zum Ziel alles andere als klar. Eine der zentralsten Fragen ist die Frage nach dem sogenannten Decoupling: Ob es möglich ist, wirtschaftliches Wachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln. Diese Frage ist so wichtig, weil sie elementar für die Strategie gegen den Klimawandel ist. Denn wirtschaftliche Produktion hat negative Auswirkungen auf die Umwelt. Können wir die negativen Auswirkungen so weit reduzieren, dass wir weiter wachsen können?
Was ist Ökologisch-ökonomische Entkopplung?
Decoupling, oder in Deutsch „ökologisch-ökonomische Entkopplung“ beschreibt die Theorie, dass wirtschaftliches Wachstum möglich sei, ohne zusätzliche negative Auswirkungen auf die Umwelt zu haben.
In bestimmten Bereichen ist Decoupling möglich. Zum Beispiel wurden in Deutschland zwischen 1990 und 2019 über 30% weniger Kohlenstoffdioxid pro Kopf (CO2) ausgestoßen, während das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (GDP) um fast 50% zugenommen hat.“
Die Aussage ist richtig, aber ist natürlich augenscheinlich alles andere als vollständig. Immerhin wird nur CO2 pro GDP betrachtet, nur Deutschland und nur ein bestimmter Zeitraum.
Die Idee von Decoupling ist äußerst attraktiv: ein weiterer Anstieg des Wohlstands soll möglich sein, ohne die Umwelt oder das Klima weiter zu belasten. Decoupling ist sogar so attraktiv, dass es die Grundlage für „grüne“ politische Strategien darstellt. Für „Green Growth“ oder den „Green New Deal“ ist ein weiteres Wirtschaftswachstum in die richtige Richtung zentral.
Die Erwartungen sind also hoch, Decoupling muss funktionieren. Es gibt aber Kritiker, die der Meinung sind, dass eine Entkoppelung aber eben nicht möglich sei.
Warum ist die Frage nach Decoupling so wichtig?
An der Frage, ob eine Entkoppelung des Wirtschaftswachstums von negativen Umweltauswirkungen möglich ist, hängt die Entscheidung, wie wir den Klimawandel aufgehalten wollen.
In den meisten Ländern der Welt ist man der Auffassung, dass man weiter wachsen sollte, aber eben in eine „grüne“ Richtung. Auch der OECD und die Weltbank empfehlen einen Ausbau des Wirtschaftswachstums in eine nachhaltige Richtung mit immer weniger negativen Umweltauswirkungen („Green Growth“).
Green Growth ist eine politische Strategie, die umweltschädliche Technologien durch nachhaltige Alternativen ersetzen will, zum Beispiel Kohlekraftwerke durch erneuerbare Energien, Netztausbauten und Energiespeichersysteme. So soll nicht nur die selbe Wirtschaftsleistung mit weniger negativen Umweltauswirkungen erreicht werden, sondern gleichzeitig soll die Wirtschaft angekurbelt werden. Denn immerhin müssen massive Projekte umgesetzt werden, um die umweltfreundlichen Alternativen zu implementieren.
Was ist, wenn aber global eine Entkoppelung gar nicht möglich wäre?
Dann wäre es unverantwortlich dem Planeten und der Menschheit gegenüber, die Wirtschaft weiter wachsen zu lassen. Quasi als letzte Reißleine gäbe es dann zum Beispiel die Möglichkeit, auf ein Maß zu schrumpfen („Degrowth“), dass mit den planetaren Nachhaltigkeitsgrenzen vereinbar ist und dennoch idealerweise den Menschen ein gutes Leben ermöglicht.
Was bedeutet Green Growth?
Die Weltbank stellt das bisherige Wirtschaftswachstum als weder nachhaltig noch effizient vor. Aber dennoch habe das Wachstum seine guten Seiten: Weltweit sei die Armut zurückkgegangen, Bildung und Chancengleichheit haben zugenommen. Green Growth als Strategie soll die Wirtschaft auf eine Art und Weise weiterentwickelt, die nachhaltig und effizient ist und gleichzeitig die Vorzüge des Wachstums weiter nutzt [2].
Zentral für Green Growth ist die Idee, dass wir die bestehenden Ressourcen so viel effizienter nutzen sollen, dass die resultierenden negativen Umweltauswirkungen im Rahmen der planetaren Nachhaltigkeitsgrenzen liegen. Der Umbau zu zu solch einer höheren Effizienz soll sich sogar positiv auf die Wirtschaft auswirken – einerseits weil viele Projekte umgesetzt werden müssen, aber auch, weil Produkte im Anschluss effizienter erzeugt werden können [3].
Dieser Umbau soll mit den Mitteln der Marktwirtschaft erfolgen. Gesetzte, Subventionen und Anreizsysteme sollen den Markt in die richtige Richtung lenken.
Ein Beispiel sind für eine Erfolgsgeschichte einer Green Growth Strategie sind die in Deutschland getroffenen Maßnahmen zur Förderung von Photovoltaikanlagen. Durch staatliche Förderungen und Anreizsysteme wurden so viele Photovoltaikanlagen installiert, dass Deutschland 2015 ein Weltrekord für die Solarstromerzeugung aufstellen konnte [4].
Die Maßnahme führte nebenbei dazu, dass Arbeitsplätze entstanden und das deutsche Wirtschaftswachstum ein wenig mehr von CO2 Emissionen entkoppelt wurde. Auf globaler Ebene hatte der rapide Ausbau in Deutschland sogar die Nebenwirkung, dass es zu Innovationen kam und sich Photovoltaikanlagen als Technologie verbreiten konnten.
Was möchte Degrowth?
Die Kritiker der Idee des Entkoppelns sagen, dass diese Idee nicht realistisch ist.
Das Leben der Menschen soll an der Einhaltung der planetaren Nachhaltigkeitsgrenzen statt an einer Wirtschaftsleistung ausgerichtet werden.
Um das Klima und die Umwelt zu schützen, setzt man beim Degrowth eine starke Koppelung zwischen Wirtschaftswachstum und negativen Umweltauswirkungen voraus: Wenn die Wirtschaft schrumpft, dann sollen auch die negativen Umweltauswirkungen schrumpfen. So soll die Wirtschaftsleistung der Welt schrittweise möglichst gleich verteilt werden und zwar auf einem Level, dass die aus der Wirtschaft resultierenden negativen Auswirkungen in den planetaren Nachhaltigkeitsgrenzen liegen.
Warum glauben Kritiker, dass Decoupling nicht möglich sei?
Ein Paper mit dem populistischen Titel „Decoupling Debunked“, über das ich bei meinen Recherchen immer wieder gestolpert bin, stellt sieben Anforderungen an eine umfassende Entkoppelung auf [5]. Das Paper zeigt auf, dass bisher keine Studie bewiesen hat, dass alle sieben Kriterien möglich sind.
Dann listet der Autor des Papers einige Probleme auf, die zunächst gelöst werden müssen, damit ein Decopling möglich werden könne [6]:
- Wenn man eine Ressource nutzt, dann wird es immer aufwändiger, diese zu weiterhin zu nutzen (Rising energy expenditures). Ein Beispiel hierzu wäre der Abbau von Kohle, wo man immer tiefer graben muss, um diese zu extrahieren. Aus dem Artikel geht nicht ganz hervor, weshalb dies nur Problem für ein Decoupling sei. Meiner Ansicht nach ist dies viel eher ein Faktor, der eine Wirtschaft in Richtung einer Entkoppelung treibt. Es wird immer aufwändiger und teurer, eine Ressource zu extrahieren. Das sollte ja dazu motivieren, von der Ressource unabhängiger zu werden.
- Wenn man durch Effizienzgewinne weniger Ressourcen nutzt, dann werden die Ressourcen günstiger und dadurch unter Umständen wieder häufiger genutzt (Rebound Effekte). Ein Beispiel hierzu wären Autos, die sparsamer werden. Dann kaufen Leute vielleicht einfach größere Autos.
- Es gibt keine wirtschaftliche Leistung, die keine Ressourcen verbraucht. Auch reine Serviceleistungen benötigen Ressourcen, weil die Rahmenbedingungen für den Service geschaffen werden müssen.
- Nicht alle Ressourcen können effizient recycled werden. Daher werden Ressourcen zum Teil für immer verbraucht und könnten zu neige gehen.
- Technologischer Fortschritt könnte nicht schnell genug gehen. Viele Pläne zur Entkoppelung beinhalten technologischen Fortschritt. Wenn es diesen nicht gibt, dann könnte es zu unlösbaren Problemen beim Entkoppeln kommen.
Die sieben Kriterien, an welchen Decoupling gemessen werden kann, sind im Folgenden im Detail aufgeführt:
Was bedeutet relatives und absolutes Decoupling?
Ist Wohlstand mit einer Umweltauswirkung gekoppelt, dann bedeutet dies, dass beide Werte linear zusammenhängend anwachsen – wenn der Wohlstand ansteigt, dann steigen auch die negativen Auswirkungen an.
Man spricht von relativem Decoupling, wenn mit dem ansteigenden Wohlstand immernoch auch die Umweltauswirkungen zunehmen, aber weniger als zuvor. Zum Beispiel könnte bisher pro zusätzlichem Euro Wohlstand ein Kilogramm CO2 emittiert worden sein. Nach der Einführung energieeffizeinterer Systeme wird pro zusätzlichem Euro nur noch ein halbes Kilo CO2 emittiert.
Wenn der Wohlstand zunimmt und gleichzeitig die Umweltauswirkungen abnehmen, dann spricht man von absolutem Decoupling. Zum Beispiel wenn die energieeffizienteren Systeme jetzt mit regenerativer Energie laufen, können sie Wohlstand erzeugen, ohne CO2 zu emittieren.
Dass das relative Decoupling kein Endzustand sein kann, ist klar – immerhin sollte es unser Ziel sein, unsere negativen Umweltauswirkungen zu reduzieren. Damit kann relatives Decoupling also nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum absoluten Decoupling sein.
Wie messen wir den Wohlstand?
Der Wohlstand wird in den meisten Modellen in der Einheit Bruttoinlandsprodukt (GDP) gerechnet. Das GDP stellt die Summe des Marktwerts aller erzeugten Waren und Produkte dar. Als Maßeinheit für Wohlstand oder Wirtschaftsleistung hat das GDP hat allerlei Kritiker, aber bislang hat sich noch keine bessere Einheit durchgesetzt.
Es gibt verschiedene Ansätze, wie das GDP zu messen ist. Im Kontext des Decouplings muss darauf geachtet werden, dass das GDP um Inflation bereinigt ist. Denn ansonsten könnte eine hohe Inflation die Illusion einer relativen Entkoppelung erzeugen. Es sähe dann so aus als würde ganz viel Wohlstand bei kaum mehr Ressourcenverbrauch entstehen [5].
Wie werden die negativen Umweltauswirkungen gemessen?
Menschliche Aktivitäten können negative Auswirkungen aller Art haben. Durch das Verbrennen von Erdöl wird zum Beispiel eine natürliche Ressource verbraucht, CO emittiert und unter Umständen die Luft verschmutzt, was wiederum zu einem Artensterben führen kann. Negative Umweltauswirkungen können in zwei Hauptkategorien unterteilt werden:
- Verbrauchte Ressourcen
- Direkte Auswirkungen durch die Aktivität
Wenn Decoupling als Strategie erfolgreich angewendet werden soll, müssen alle relevanten Umweltauswirkungen beachtet werden.
Werden die negativen Umweltauswirkungen lokal oder global betrachtet?
Ein Land kann es sich einfach machen und besonders umweltschädliche Wirtschaftsleistungen importieren. Wenn man dann die Umweltauswirkungen nur lokal betrachtet, dann bekommt man unter Umständen nicht das ganze Bild mit.
Es wird nicht helfen, wenn ein einzelnes Land kein CO2 mehr emittiert und dennoch seinen Wohlstand erhöht. Denn CO2 Emissionen sind negative Auswirkungen, die global betrachtet werden müssen.
Decoupling muss also global in der Summe stattfinden.
Welcher Zeitraum wird betrachtet?
Über ein Verschieben der betrachteten Zeiträume kann wie mit allen Statistiken das Ergebnis verfälscht werden. Zentral für die Frage, on Decoupling eine realistische Grundlage einer Strategie ist, ist die Frage, ob das Decoupling dauerhaft war.
Es nutzt uns wenig, wenn wir über einen kurzen Zeitraum unseren Wohlstand steigern und weniger CO2 emittieren, die Emissionen in den Jahren darauf um so stärker nachholen.
Also muss das Decoupling in einem hinreichend langen Zeitraum stattfinden.
Wird stark genug entkoppelt?
Wenn sich morgen die gesamte Wirtschaftwirtschaft entkoppelt, dann bedeutet dass ja nicht, dass es keine negativen Auswirkungen mehr gibt. Sie steigen nur nicht mehr an.
Die zukünftige Temperatur auf dem Planeten Erde ist maßgeblich von der Menge der Treibhausgase in der Atmosphäre abhängig. Wenn wir morgen ein weltweites absolutes Decoupling erreichen, dann würden wir dennoch weiterhin Treibhausgase emittieren.
Decoupling kann also hier niemals die ganze Lösung sein, denn wir müssen nicht nur das Wirtschaftswachstum, sondern die gesamte Wirtschaftsleistung entkoppeln.
Die These der Kritiker am Decoupling ist in etwa so: Wenn man Decoupling als einzige Strategie anwendet, dann muss man eben nicht nur das Wachstum entkoppeln.
Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen, aber übersieht, dass Decoupling oftmals eben nur ein Teil der gesamten Strategie zur Lösung des Klimawandels darstellt:
Klimawandel und Umweltzerstörung sind eine existenzielle Bedrohung für Europa und die Welt. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, wird der Europäische Green Deal die EU in eine moderne, ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wirtschaft verwandeln, die Folgendes gewährleistet:
Europäische Kommission: A European Green Deal [7]
- keine Nettoemissionen von Treibhausgasen bis 2050
- Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom Ressourcenverbrauch
- kein Mensch und kein Ort wird zurückgelassen
Wird gerecht entkoppelt?
Dieser Punkt aus dem Paper ist ein wenig seltsam: Der Autor führt an, dass reichere Länder nicht nur für sich selber schnell genug entkoppeln sollten, sondern vielmehr in einem Ausmaß, dass es Wachstum in ärmeren Ländern erlaubt, die sich weniger schnell zu entkoppeln.
Insgesamt halte ich diese Anforderung für etwas unpassend: Gerade in Ländern, die hoffentlich noch rasantes Wirtschaftswachstum vor sich haben, ist es sinnvoll, dieses ohne immer negativeren Umweltauswirkungen zu realisieren. Ich denke dem Planeten ist nicht geholfen und es ist auch nicht unbedingt gerecht, wenn reiche Länder sofort auf 100% regenerative Energien umsteigen, um den Bau großer Kohlekraftwerke in ärmeren Ländern zu erlauben.
Auch die ärmeren Länder werden um Decoupling nicht herumkommen. Denn auch die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung sollte jedes Recht auf einen akzeptablen Lebensstandard haben. Leider, denn das ist absolut nicht fair, wird es nicht mit unserem Planeten zu vereinen sein, dass dieser Lebensstandard durch die Nutzung fossiler Brennstoffe erreicht wird. Es macht zum Beispiel keinen Sinn, zunächst Kohlekraftwerke in Afrika zu bauen und diese dann langsam durch Solarparks zu ersetzen. Da ärmere Länder ihr GDP schneller erhöhen können, ist es für sie um so wichtiger, dass das Wachstum losgelöst von negativen Umweltauswirkungen stattfinden kann.
Aber ich verstehe die Idee: Das Decoupling sollte in reicheren Ländern so schnell wie möglich ablaufen. Und zwar noch schneller als das Land selber vielleicht decoupeln müsste. Eben weil eine historische Verantwortung besteht.
Ist damit bewiesen, dass Decoupling unrealistisch ist?
Zusammenfassend sagen die Kritiker der Idee des Decoupling so etwas wie:
Damit Decoupling als Grundlage einer Strategie genommen werden kann, muss es auch tatsächlich funktionieren. Dann definieren die Kritiker das Funktionieren von Decoupling anhand einiger Kriterien, die teilweise etwas aus der Luft gegriffen erscheinen. Und weil noch keine Studie gezeigt hat, dass ein Decoupling alle diese Kriterien schon erfüllt und weil es einige Probleme geben könnte, muss es eben unmöglich sein. Man solle stattdessen einen anderen, ebenso unerwiesenen Ansatz wie Degrowth ausprobieren.
Ein wenig wirkt das wie jemand, der die Evolutionstheorie anzweifelt, indem er zunächst einmal definiert, dass die Evolution eines Tages zur Entstehung von feuerspeienden Flugdrachen führen muss. Danach kann er darlegen, dass noch keine Studie auch nur den Ansatz einer Evolution in Richtung des feuerspeienden Flugdrachen aufzeigen konnte. Und überhaupt gebe es ja noch offene Fragen in der Evolutionstheorie. Und deswegen sei die Evolutionstheorie widerlegt und nun müsse man sich offensichtlich der Intelligent Design Theorie zuwenden.
Die Idee des Decoupling ist also keineswegs widerlegt.
Aber die Kritiker haben ein paar valide Punkte in ihrer Kritik. Insbesondere kann ein Decoupling nicht die einzige Strategie ist, die man verfolgen sollte. Außerdem sind wir heute noch in den meisten Ländern weit von einer absoluten Entkoppelung entfernt. Um die Probleme des Decoupling zu lösen und es weltweit umzusetzen, müssen Lösungen gefunden werden.
Ist Decoupling möglich?
Letztendlich ist diese Frage rein theoretischer Natur. Denn obwohl man hierüber leidenschaftlich diskutieren kann.
Frage läuft darauf hinaus, ob ein ausreichendes Decoupling in der Vergangenheit stattgefunden hat – mit der Hoffnung, dass man es irgendwo findet und dann sagen kann: Schau, es ist möglich. Und die Antwort hierauf ist klar: Sie hat noch nicht genug stattgefunden. Und wenn sie bisher noch nicht möglich war, dann sollten wir nicht in der Vergangenheit herumsuchen und jammern, dass es bisher nicht ausreichend geklappt hat, sondern uns mehr anstrengen, dass es klappt.
Jede Form von Degrowth oder eine Postwachstumsökonomie sind nicht mehr als ein utopisches Feigenblatt. Selbst wenn wir morgen alle mit der Hälfte auskämen, würden wir ja weiterhin Treibhausgase emittieren. Gemäß der Kaya-Identität kann man über eine Reduktion des GDPs keine Null Emissionen erreichen.
Das heißt nicht, dass es nicht sinnvoll wäre, den allgemeinen Wohlstand besser zu verteilen oder weniger sinnlos zu konsumieren. Denn hierdurch sinken die Anforderungen wie viel Wirtschaftsleistung ohne schlimme negative Auswirkungen erzeugt werden muss.
Aber am Ende werden wir nicht umhin kommen, ein gewisses Maß an Wirtschaftsleistung und damit Wohlstand zu erzeugen. Und das muss mit mit nachhaltig vertretbaren negativen Umweltauswirkungen passieren. Uns bleibt also gar nichts anderes übrig, als nicht nur das Wirtschaftswachstum, sondern die gesamte Wirtschaftsleistung zu entkoppeln.
Decoupling ist also keine abstrakte Idee, bei der man sich darüber aufregt, dass es in der Vergangenheit noch nicht so geklappt hat, es ist vielmehr ein unerlässlicher Teil der Lösung. Darum bleibt uns nur übrig, zu überlegen wie wir das Decoupling möglich machen können. Und andere Ideen wie ein Degrowth könnten vielleicht ihren Teil zur Lösung beitragen.
Quellen:
[2] https://openknowledge.worldbank.org/handle/10986/6058
[3] https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/green_growth_green_economy_green_new_deal_1842.htm
[4] https://en.wikipedia.org/wiki/Solar_power_in_Germany
[5] Decoupling-Debunked.pdf (eeb.org)
[6] Timothée Parrique: Decoupling Debunked, Part 3: Is decoupling likely to happen? – YouTube
[7] A European Green Deal (europa.eu)