Moore sind ein einzigartiger Landschaftstyp. Sie sequestrieren ganz von allein CO2. Über die Jahrtausende haben sie so schon gewaltige Mengen Kohlenstoff gespeichert. Aber wenn wir sie zerstören, dann geben sie alles wieder ab, was sie mal gespeichert hatten…
Was ist eigentlich ein Moor?
Ein Moor ist eine Landschaft, die dauerhaft feucht liegt. Das Wasser für das Moor kann entweder aus einem Fluss (Niedermoor) oder aus stehendem Regenwasser (Hochmoor) kommen. Auf dieser Landschaft können nur bestimmte Pflanzen, insbesondere Moose, wachsen.
Sterben die Pflanzen auf der Oberfläche ab, so verrotten sie nicht vollständig, sondern bleiben aufgrund der Feuchtigkeit teilweise erhalten. Die Pflanzenreste und der enthaltene Kohlenstoff lagern sich als sogenanntes Torf auf der Mooroberfläche ab. Solange die Moore feucht liegen, wachsen sie so kontinuierlich weiter. So wächst die Schicht aus Torf pro Jahr ca. 1 mm an und bindet bis zu 0,72 Tonnen CO2 pro Jahr und Hektar [1].
Durch dieses Wachstum sind Moore unglaublich bedeutsam für unser Klima. Obwohl sie nur etwa 3% der Landoberfläche bedecken, speichern sie gigantische Mengen Kohlenstoff. Man geht davon aus, dass 644 Gigatonnen, über 20% allen globalen organischen Kohlenstoffs in Mooren fixiert ist [2].
Werden die Moore aber trockengelegt, beginnt das Torf zu verrotten und das gespeicherte CO2 wird nach und nach in die Atmosphäre abgegeben. Und das nicht zu knapp: Weltweit entstehen durch denaturierte Moore 1,9 Gigatonnen CO2 jährlich, das sind ca. 5% der menschlichen Emissionen [3].
Warum sollten wir unsere Moore erhalten?
Wir könnten also 5% unserer CO2 Emissionen pro Jahr einsparen, wenn wir denaturierte Moore wiederherstellen würden. Das Potential diese Lösung ist also gigantisch.
Aber wir reduzieren nicht nur unsere CO2 Emissionen. Moore sind eine natürlich vorkommende, kostengünstige und gut erprobte Möglichkeit, Kohlenstoff dauerhaft zu sequestrieren. Man vermutet, dass die noch bestehenden Moore weltweit schon jetzt bis zu 0,37 Gigatonnen CO2 pro Jahr ganz von allein einlagern [3]. Wenn wir die zerstörten Moore wiederherstellen oder gar neue Moore anlegen könnten, dann ließe sich dieser Wert noch erhöhen. Solch eine wertvolle Chance sollten wir uns nicht entgehen lassen.
Um das CO2 in der Atmosphäre zu reduzieren, sollten wir also (in dieser Reihenfolge):
- bestehende Moore schützen
- trockengelegte Moore wiederherstellen
- wo möglich gar neue Moore anlegen
Wenn wir uns gut um unsere Moore kümmern, dann kann das auch noch weitere positive Nebeneffekte haben. Seltene Tier- und Pflanzenarten, die diesen einzigartigen Landschaftstyp benötigen, werden geschützt. Und wir füllen unsere Grundwasserreserven auf, denn in Mooren steht das Wasser häufig so lange, dass es in das Grundwasser einsickern kann.
Es gibt sogar wilde Überlegungen, die Besonderheiten von Mooren zu nutzen, um noch mehr CO2 einzulagern: In Mooren sorgen Phenolverbindungen für eine hemmende Wirkungen auf die Zersetzung von Pflanzen. Wenn man bewusst organische Substanz, wie zum Beispiel Pflanzenreste, in Moore einbringt, würde diese dort potentiell dauerhaft eingelagert [4]. Das muss allerdings noch besser erforscht werden.
Was müssen wir tun, um unsere Moore zu erhalten?
An sich ist es nicht unbedingt kompliziert, ein Moor wiederherzustellen oder es einfach in Ruhe zu lassen. Wir müssen lediglich dafür sorgen, dass es dauerhaft unter nährstoffarmen Wasser steht.
Das Problem der Moore ist aber vor allem politischer Natur. Häufig gibt es konkurrierende Interessen zur Nutzung. Auf den denaturierten Moorflächen werden Nahrungsmittel angebaut, das Torf aus dem Moor wird zum Anbau von Gemüse verwendet oder in manchen Regionen als Brennstoff verwendet. Also stellt sich eher die Frage, wie die jeweiligen „Moorverantwortlichen“ überzeugt werden können, ihr Moor zu schützen und auf eine anderweitige Nutzung zu verzichten.
Mit welchen Maßnahmen können Moore erhalten werden?
Eine gute Möglichkeit wäre es, den CO2 Zertifikatemarkt (Carbon Offsetting) zu nutzen und den Schutz des Moores finanziell interessant zu machen. Denn der Erhalt oder die Wiedervernässung eines Moores stellt eine kostengünstige, effiziente, additionale und permanente Lösung zur Sequestrierung von CO2 dar. Und das Sequestrieren macht ja nur den kleineren Teil des Nutzens aus, noch wichtiger ist, dass der bereits gespeicherte Kohlenstoff eben nicht emittiert wird.
Es gibt auch Versuche, ein nasses Moor anderweitig wirtschaftlich attraktiv zu machen. Einer dieser Wege nennt sich eine Paludikultur, eine landwirtschaftliche Nutzung des Moores.
Natürlich kann man auf einem Moor nicht einfach normales Getreide anbauen. Auf dem Moor kann man aber zum Beispiel Schilf und Rohrkolben als Bau- Dämm- oder Heizmaterial anbauen. Auch Tierbestände von Wasserbüffeln sind denkbar. Oder man baut das Torfmoos selber an, um landwirtschaftlich nutzbaren Torf herzustellen [5]. Leider scheinen diese Ideen noch finanziell nicht wirklich mit einer traditionellen Nutzung Schritt halten zu können.
Ebenso wird diskutiert, ob man die Fläche auf einem Moor als Fläche für Solarparks nutzen könnte – vermutlich in wiederhergestellten Mooren ja, solange man sie schonend errichtet [6].
Was ist die Moorstrategie der Regierung?
Und kann der Staat entsprechende Anreize schaffen, um Moore zu erhalten und wiederzuvernässen. In Deutschland wurde im Oktober 2022 eine sogenannte „Nationale Moorschutzstrategie“ bekanntgegeben. Mit dieser Strategie definiert die Regierung Verbote und finanzielle Anreize, damit in Zukunft in Deutschland keine bestehenden Moore mehr zerstört werden und auch keine ungenutzten Moorflächen genutzt werden dürfen. Für genutzte und damit trockengelegte Moorflächen werden Maßnahmen getroffen, um den CO2 Ausstoß zu reduzieren. Für bodenschonende Nutzung sowie Wiedervernässung sollen finanzielle Anreize geschaffen werden [7].
Es bleibt abzuwarten, wie erfolgreich diese Moorstrategie so sein wird. Aber insgesamt sehe ich es positiv, dass es Gesetze zum Erhalt von Mooren gibt. Das Moor und seine Bedeutung für unser Klima werden bis hin in die Regierung anerkannt und gefördert.
Und noch etwas: Du kannst selber etwas tun – kaufe keine Pflanzenerde, die Torf enthält. Denn der Torf wurde nämlich irgendwann mal aus einem Moor gestochen. Deine heimischen Tomaten werden damit zum Klimasünder.
Quellen:
[1] https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/j.1529-8817.2003.00783.x
[2] Peatlands and climate change – resource | IUCN
[3] https://www.nature.com/articles/s41467-018-03406-6
[4] https://royalsocietypublishing.org/doi/epdf/10.1098/rsta.2012.0105
[5] https://www.moorwissen.de/paludikultur.html