Vor vielen Jahren gab es mit „Worldchanging.org“ ein Internetforum, in dem sich Umweltschützer und Träumer aller Art trafen und darüber diskutierten, wie man die Welt zu einem besseren Ort machen könnte. Doch dann fand sich niemand mehr, der die Seite weiterführen wollte. So fasste Alex Steffen 2008 die wichtigsten Inhalte in einem dicken „Handbuch der Ideen für eine bessere Zukunft“ zusammen.
Was ist das für ein Buch?
Im Bereich der Umweltbewegungen gibt es verschiedene Ansätze. Alex Steffen und „Worldchanging.org“ wird die Prägung des Begriffs „bright green environmentalism“, der hellgrünen Umweltbewegung, zugeschrieben. Anhänger dieser Denkrichtung glauben, dass Umweltschutz und Wohlstand auf ökologisch nachhaltige Weise durch den Einsatz neuer Technologien und verbessertes Design erreicht werden können [1].
Und genau hier setzt das Buch an. Es kommt auf den Punkt. Es gibt keine langen Kapitel darüber, wie schlimm die Lage ist, und auch wenig konkrete Ansätze, wie die Ideen auch umgesetzt werden können. Stattdessen ist es genau das, was der Titel verspricht: ein Handbuch voller Ideen.
Und davon gibt es eine beeindruckende Auswahl aus unglaublich vielen verschiedenen Bereichen. So kann man eigentlich immer wieder in dem Buch blättern und ein paar kreative Ansätze mitnehmen, die man so noch nicht auf dem Schirm hatte.
Alle diese Ideen sind bewusst kurz beschrieben. Das ist auch nötig, damit eben alles in dem Buch Platz findet.
Die einzelnen Themenbereiche werden stets mit einer kurzen Einleitung begonnen, die mitunter nur eine Zusammenfassung der kommenden Seiten ist oder voller Pathos das kommende Kapitel ankündigen. Das ist meiner Meinung nach etwas überflüssig.
Eine Reise durch die grüne Ideenwelt
Spannend ist das Buch auch ein wenig aus nostalgischen Gründen. Es ist im Jahr 2008 erschienen. Viele Thematiken von damals sind heute noch relevant, vieles konnte das Buch aber gar nicht voraussehen.
Vielleicht liegt es daran, dass ich eine deutsche Ausgabe gelesen habe, aber es gibt einige Dinge, die in dem Buch nicht vorkommen. Gentechnik oder Atomkraft schienen schon damals definitiv nicht Teil der grünen Ideenwelt zu sein.
Viele der Ideen sind eher so etwas wie Fairtrade- oder Nachhaltigkeitszertifikate und Bürgerinitiativen, die sich zusammentun, um ihre Stadt umzugestalten oder ihre Elektrogeräte zu reparieren.
Bei manchen Ideen bin ich etwas ratlos geblieben und habe mich gefragt, ob das wirklich wünschenswert oder umsetzbar ist. Aber genau das ist der rote Faden, der sich durch das Buch zieht und dem „bright green environmentalism“ alle Ehre macht: Es gibt Probleme, aber die lassen sich mit Ideen, Design und Technik lösen.
Fazit:
Das Buch ist etwas in die Jahre gekommen. Daher ist es eher aus historischem Interesse spannend zu lesen. Man bekommt einen Eindruck davon, was Anfang der 2000er Jahre auf „Worldchanging.org“ diskutiert wurde.
Das Buch strahlt einen wohltuenden Optimismus aus. Die Kernbotschaft lautet: Es gibt Probleme auf der Welt. Aber sie können mit klugen Ideen, Technologie und innovativem Design gelöst werden. Das ist eine Denkweise, die vielen Diskussionen gut tun würde.
Und ein bisschen traurig war ich nach der Lektüre auch. Es ist schade, dass eine Seite wie Worldchanging.org mit einer offenbar so lebendigen und produktiven Diskussionskultur nicht weitergeführt wird. Einen wirklichen Ersatz kenne ich persönlich nicht.
Quellen:
[1] https://books.google.de/books/about/Green_Ethics_and_Philosophy.html?id=f5CwH0bMnfYC&redir_esc=y