The Green New Deal von Jeremy Rifkin
The Green New Deal von Jeremy Rifkin

Der Ökonom und Vordenker Jeremy Rifkin hat mit seinem Buch „The Green New Deal“ ein optimistisches und konkretes Buch über seine Vision geschrieben: Eine dritte industrielle Revolution muss und wird kommen. Diese Revolution führt weg von fossilen Brennstoffen hin in eine nachhaltige und von erneuerbaren Energien betriebene Gesellschaft.

Jeremy Rifkin ist sich sicher, dass die unsere von fossilen Brennstoffen bis 2028 loskommen wird.

Warum wird die fossilbetriebene Gesellschaft bis 2028 kollabieren?

Der Klimawandel stellt ein riesiges Problem für die Menschen dar. Aber die Welt hat nicht unbeteiligt zugesehen. Vor allem unter deutscher und europäischer Führung wurden politische Maßnahmen getroffen, die eine dritte industrielle Revolution angestoßen haben. Diese Maßnahmen haben zu immer günstigeren erneuerbare Energien und immer effizienteren Technologien geführt.

Und damit sind wir mitten in einer großen Transformation: Erneuerbare Energien sind bereits jetzt günstiger als ihre fossilen Alternativen. Und das hat schwerwiegende Folgen. Denn wer sollte noch in fossile Energien investieren, wenn erneuerbare Energien zu viel geringeren Preisen und mit geringeren laufenden Kosten in den Markt drängen?

Gleichzeitig brauchte es für die Nutzung von fossilen Brennstoffen spezielle und immens teure Infrastrukturen. Es wurden Tagebaue und Ölplattformen, Pipelines und Kraftwerke errichtet und Schürfrechte auf fossile Ressourcen erworben. Wenn jetzt aber erneuerbare Energien günstiger werden, dann lohnt es sich nicht mehr, die fossilen Infrastrukturen zu nutzen. Und damit werden sie zu gestrandeten Anlagewerten: teuren Investments, auf Dauer dazu verdammt, wertlos und unverkäuflich herumzuliegen.

Und dieses Risiko der gestrandeten Assets wird allenthalben anerkannt: Banken warnen, Versicherer warnen, Rentenfonds warnen.

Das ist auch der Grund, warum Jeremy Rifkin voraussagt, dass die fossilbetriebene Gesellschaft spätestens 2028 kippen wird. Fossile Brennstoffe werden ab dann auch weltweit immer weniger Verwendung finden. Der freie Markt ist also auf der Seite der erneuerbaren Energien. Und zwar aus rein ökonomischen Gründen.

Wie sollte die Welt nach der dritten industriellen Revolution aussehen?

Eine dritte Industrielle Revolution bricht also an und es geht darum, dieser Revolution den Weg zu bahnen. Denn an einer erfolgreichen Revolution hängen nicht nur unsere Arbeitsplätze und unser Wohlstand, sondern auch ein Aufhalten des Klimawandels und eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels.

Rifkin nennt unser bisheriges fossiles Zeitalter das „Zeitalter des Fortschritts“. Aber dieser Fortschritt hat zwar für einen weltweiten Bevölkerungsaufschwung und Wohlstand gesorgt, aber eben auch zu negativen Umweltauswirkungen wie der Klimaerwärmung. Mit dieser dritten industriellen Revolution muss nun ein „Zeitalter der Resilienz“ anbrechen.

Dieses Zeitalter ist laut Rifkin gekennzeichnet von erneuerbaren Energien, smarten Stromnetzen und Speichertechnologien. Durch „Sharing Economies“ und den Einsatz des „Internets der Dinge“ soll es zu Effizienzgewinnen kommen, die gleichzeitig die Wirtschaft befeuern können.

Da die Welt in Zukunft durch die Auswirkungen des Klimawandels häufigere Katastrophen sehen könnte, sind die Technologien des Zeitalters der Resilienz breit und modular ausgerichtet: Zum Beispiel soll es viele kleine kommunale und jeweils autarke Stromnetze geben, die jeweils mit den benachbarten Stromnetzen verbunden sind. Fällt eines der Netze aus, können alle anderen Netze unabhängig weiter bestehen und das ausgefallene Netz mit Strom weiter versorgen.

Aus dem Buch geht allerdings nicht wirklich hervor, warum ausgerechnet Technologien wie Blockchains oder das Internet der Dinge in Zukunft so elementar sein sollen. Aber ist auch nicht das Thema des Buches. Es geht eher darum darzustellen, dass uns die für das Zeitalter der Resilienz benötigten Technologien bereits zur Verfügung stehen.

Was braucht es noch bis zur Revolution?

Die dritte industrielle Revolution steht also an. Der freie Markt fordert die Revolution, denn fossile Anlagewerte werden stranden und ihren Wert verlieren. Jeder clevere Investor, vom Investmentfond zu den Rentenkassen, wird also andere Investments suchen. Das Geld für die Revolution ist also ebenfalls vorhanden.

Es fehlen aber noch die Infrastrukturen, also die smarten Netze und die Stromspeicher und alles andere. Und es fehlt an Planungen und Projekten diese Infrastrukturen zu realisieren. Hierzu sieht Rifkin die Regierungen in der Pflicht. Und zwar auf allen Ebenen. „Green New Deal“ beschreibt die politischen Maßnahmen um die dritte industrielle Revolution zu ermöglichen.

Weltweit sollen sich Regierungen auf Klima – und Emissionsziele einigen und diese Ziele sollen dann in immer kleinteiligere Projekte heruntergebrochen werden. Rifkin betont, dass es eben keine staatenweiten Lösungen gebe, sondern jede Kommune für sich selber eine perfekte Lösung und idealerweise finden solle.

Gleichzeitig betont Rifkin, dass die Infrastrukturen auch in der Hand der jeweiligen Kommunen verbleiben müssen. Denn wenn die Infrastrukturen Unternehmen gehören, dann können sie schwerer in die richtige Richtung gesteuert werden.

Ein Zusammenarbeitsmodell könnte die Implementierung der jeweiligen Projekte durch sogenannte „Energy Service Corporations“ (ESCOs) sein. Diese ESCOs sollen für die Kommunen die Projekte umsetzen, ohne Eigentümer der Infrastrukturen zu werden. Sie werden stattdessen nach Performance oder Energieeinsparung bezahlt. Zum Beispiel könnte eine ESCO nach der Energiesanierung eines Gebäudes als Bezahlung die jeweils eingesparten Energiekosten erhalten.

Wie kann das erreicht werden?

Die Revolution soll durch die Begeisterung und die eiserne Entschlossenheit einer jüngeren Generation erreicht werden, die den Klimawandel aufhalten will.

Für die praktische Umsetzung schlägt Jeremy Rifkin das Konzept sogenannter „Peer Assembly Goverance“ vor: Bürgergruppen sollen Lösungen erarbeiten, wie eine jeweilge Kommune die benötigten Strukturen schaffen und nachhaltig werden kann. Jede so erarbeitete Lösung wird öffentlich geteilt, damit eine Kontrolle der Effektivität möglich ist und andere Bürgergruppen clevere Lösungen übernehmen können.

Die erarbeiteten Lösungen sollen dann von den neu ausgebildeten Facharbeitern in Form von ESCOs umgesetzt werden. Das benötigte Geld soll sowie von den jeweiligen Regierungen, Pensionsfonds und weiteren Geldgebern kommen.

Für wen würde ich das Buch empfehlen?

Mit „The Green New Deal“ hat Rifkin ein unheimlich lesenswertes Buch geschrieben, das vor Optimismus nur so strotzt. Im Gegensatz zu so vielen Büchern zum Klimawandel stellt er nicht nur dar, dass die Welt bald untergeht. Stattdessen zählt er erfolgreiche politische Maßnahmen auf, beschreibt konkrete Lösungswege und holt sogar den Markt auf die Seite des Klimaschutzes.

Nach dem Lesen war ich noch nachhaltig begeistert, wie viele neue Gedanken und Konzepte ich gelernt hatte, die ich noch bei keinem anderem Buch gelesen hatte.

Ein wenig oberflächlich bleibt das Buch in der Darstellung der Welt nach der angekündigten dritten industriellen Revolution. Rifkin nennt ein paar fancige Buzzwords wie das Internet der Dinge, Sharing Societies, Blockchains oder smarte Netze. Das klingt zwar schön, aber für mich ist sehr fraglich, dass gerade diese Technologien die Lösung des Klimawandels und eine gute zukünftige Gesellschaft darstellen. Aber vielleicht muss ich dazu einfach noch mehr Bücher von Jeremy Rifkin lesen.

Ich würde dir empfehlen, das Buch zu lesen, wenn:

  • Du ein wenig Seelenstreicheleinheiten brauchst, die ja zum Thema Klimawandel manchmal ein wenig kurz kommen: Es gab viele richtige und wichtige Schritte insbesondere in Deutschland und Europa
  • Du einen neuen Blickwinkel auf die Lösung des Klimawandels haben möchtest
  • Du ein Fan des Green New Deal und ähnlicher politischer Initiativen bist
  • Du der Meinung warst, dass in den letzten Jahren nichts zur Lösung des Klimawandels getan wurde
  • Du neue Motivation brauchst

Ich würde dir davon abraten, das Buch zu lesen, wenn:

  • Du verstehen möchtest, wie genau unser Leben nach der dritten Industriellen Revolution aussehen soll
  • Du vor allem daran interessiert bist, welche Folgen der Klimawandel so haben könnte

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