In dem Buch „Regenesis“ untersucht der Journalist George Monbiot, welche Umweltzerstörungen die Landwirtschaft anrichtet und wie die Menschheit in Zukunft besser mit Nahrung versorgt werden könnte.
Welche Probleme bringt die Landwirtschaft mit sich?
Die Landwirtschaft, die uns Menschen ernährt, braucht gigantisch viel Platz, nämlich fast die Hälfte der bewohnbaren Landfläche. Und von dieser riesigen landwirtschaftlichen Fläche werden 77% allein für die Tierhaltung genutzt, obwohl tierische Lebensmittel nur einen kleinen Teil der menschlichen Ernährung ausmachen [1].
Die Landwirtschaft zerstört ganze Lebensräume, verbraucht immense Mengen an Süßwasser, verschmutzt die Meere und beschleunigt die globale Erwärmung. Gleichzeitig bleiben Millionen von Menschen auf der Erde unter- und mangelernährt.
Eine der Ursachen dafür sieht Monbiot in der weltweiten Vereinheitlichung der Landwirtschaft in den Händen von Großgrundbesitzern. Der internationale Handel und das Streben nach Profit führen zu umweltschädlichen Farmen, die nicht das produzieren, was die Menschen brauchen oder was gut für den Planeten ist, sondern sich ausschließlich an Gewinnmöglichkeiten orientieren.
Grund genug, sich Gedanken zu machen, wie eine bessere Landwirtschaft der Zukunft aussehen könnte.
Wie könnte die Landwirtschaft der Zukunft aussehen?
Monbiot geht auf Spurensuche und berichtet über seine Begegnungen mit Bio-Landwirten, Tafelmitarbeitern und Wissenschaftlern und stellt deren Ideen für die Landwirtschaft der Zukunft dar.
Auch vor der Darstellung und Diskussion der Vor- und Nachteile der einzelnen Methoden schreckt er nicht zurück. Beispielsweise lobt er die Verbesserung der Bodenqualität durch den Anbau „alter Sorten“ und die ausgeklügelte Feldbewirtschaftung auf einem Hof, demontiert den Ansatz aber sofort wieder mit dem Hinweis, dass die Erträge viel zu gering seien, um genügend preiswerte Nahrung für die Welt zu produzieren.
Er geht auch auf einige derzeit diskutierte Methoden ein, die manchmal als „Allheilmittel“ verkauft werden, wie z.B. „Terra Preta“ (Kohle im Boden, die die Fruchtbarkeit erhöhen und Kohlenstoff speichern soll). Dies sei zwar eine gute Idee, aber derzeit noch zu teuer und nicht in großem Maßstab verfügbar.
Da Monbiot davon ausgeht, dass große und global einheitliche Farmen ein zentrales Problem sind, sucht er nach Lösungen, wie auch kleine und alternative Farmen auf dem Markt bestehen können. Dabei geht es manchmal etwas wild zu: Ein Hof bietet Begräbnisse im Steinzeitstil an, ein anderer eine Art Erlebnisbauernhof für die lokale Bevölkerung.
Großes Potenzial sieht Monbiot vor allem in der Landwirtschaft ohne Pflügen („No Till“) und dem zukünftigen Einsatz von mehrjährigen Kulturen.
Und das größte Potenzial sieht Monbiot in einer Methode, die die gesamte Landwirtschaft auf den Kopf stellen könnte, indem sie vielleicht eines Tages eine Landwirtschaft ganz ohne Bauernhöfe ermöglicht.
Was ist Präzisionsfermentation ?
Präzisionsfermentation ist ein biotechnologisches Verfahren, bei dem Mikroben zur Herstellung eines Proteins oder einer anderen Substanz eingesetzt werden.
Präzisionsfermentation wird seit vielen Jahren zur Herstellung von Arzneimitteln und Lebensmittelzusatzstoffen eingesetzt. Aber diese Methode hat auch das Potential, eine neue Generation von Grundnahrungsmitteln zu erzeugen [2].
So können beispielsweise Proteine und andere Stoffe, die normalerweise in Milch, Fleisch oder Eiern vorkommen, effizienter hergestellt werden: Die Firma „Impossible Burger“ produziert mit Hilfe einer Hefe Häm, einen Bestandteil des Blutes, um ihren veganen Burgern einen tierischen Geschmack zu verleihen [3]. Verschiedene Start-ups versuchen, Molkenproteine mit Mikroben ohne Milch herzustellen [4].
Besonders spannend ist die im Buch zitierte Firma „Solarfoods“: Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Bodenbakterien zu züchten, die Proteine produzieren. Diese Bodenbakterien ernähren sich von Wasserstoff, Kohlendioxid, Wasser und Vitaminen. Diese Grundstoffe lassen sich leicht unter Einsatz von Energie herstellen. Damit hat diese Methode das Potenzial, Nahrungsmittel quasi aus der Luft zu erzeugen.
In Europa oder Deutschland sollten wir die gigantischen Chancen nicht aus dem Augen verlieren, welche die Präzisionsfermentierung für die Zukunft des Planeten bedeuten kann. Denn es geht um nicht weniger als ein Drittel der Landfläche des Planeten!
Fazit:
George Monbiot hat mit „Regenesis“ ein sehr lesenswertes Buch voller spannender Gedanken geschrieben.
Manchmal muss man ein zwar ein paar Seiten überblättern, um die etwas langatmigen Abhandlungen über Kochrezepte und den Geschmack der von Monbiot ausprobierten Lebensmittel zu überspringen. Aber nach der Lektüre bleibt man voller Optimismus und Motivation zurück und freut sich auf die kulinarischen und ökologischen Genüsse der Zukunft!
Quellen:
[1] https://ourworldindata.org/is-organic-agriculture-better-for-the-environment
[3] https://impossiblefoods.com/
[4] https://perfectday.com/process/